Die v. Bodelschwinghsche Stiftungen engagieren sich seit 1867 für behinderte, kranke, benachteiligte sowie alte Menschen und setzen dabei den Fokus auf vielfältige Angebote zur Teilhabe an Bildung, Rehabilitation und Arbeit. Die Manufaktur Bethel fungiert als Teil der Stiftung. In ihren verschiedenen Werkstätten werden hochwertige Produkte aus natürlichen und nachhaltig verarbeiteten Werkstoffen wie Holz, Keramik, Textil und Papier gefertigt. Dahinter stehen Menschen mit Behinderungen, die in der Manufaktur passende, sinnstiftende und erfüllende Tätigkeiten finden.
Von Mensch zu Mensch
Die Stiftung Bethel steht mit ihrer Mission zwar nicht allein, doch werden Menschen mit Behinderung noch immer häufig von der leistungsorientierten Arbeitswelt ausgegrenzt. Dass diese Ausgrenzung lediglich das Resultat reproduzierter Vorurteile ist, beweist die Manufaktur Bethel mit ihrer menschenorientierten Arbeitsstruktur. Die Stiftung setzt sich nicht nur für die berufliche sowie soziale Teilhabe für Menschen mit Behinderungen ein, sondern verfolgt das Credo, mit ihren Arbeiten zu zeigen, dass auch Menschen mit Behinderung qualitativ hochwertige Produkte gestalten können. Hier stehen die individuellen Fähigkeiten, Stärken und die Liebe zum Detail eines jeden Mitarbeitenden im Fokus. Damit leistet die Manufaktur einen wichtigen Beitrag und setzt ein klares Zeichen für Vielfalt und Gleichberechtigung in unserer Gesellschaft. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen alle Arbeitsplätze und -prozesse so gestaltet sein, dass die Angestellten ihre Tätigkeiten auch bewerkstelligen können.
Neben diesem wichtigen Auftrag ist auch das Thema Nachhaltigkeit ein zentraler Bestandteil der Arbeit der Stiftung Bethel. So fängt Nachhaltigkeit beispielsweise in der Holzwerkstatt Kracks in Bielefeld nicht erst beim Produkt oder dem verarbeiteten Material an, sondern schließt auch die Arbeitsweise aller Mitarbeitenden und das Design mit ein.
Nachhaltig nisten, nachhaltig vereint
Die Arbeit der Manufaktur Bethel und der Menschen, die sich täglich dort einsetzen, ist ein wertvoller Beitrag zu unserer Gesellschaft, den Panattoni voll und ganz unterstützt. Bereits 2022 gaben wir daher bei der Holzwerkstatt Kracks handgefertigte Nussknacker als Weihnachtspräsente in Auftrag. Nach diesem erfolgreichen Auftakt war uns klar: Diese Zusammenarbeit hat Zukunft! Das beidseitige Interesse an nachhaltigen Themen und Lösungen war ausschlaggebend für ein weiteres gemeinsames Projekt und eine perspektivisch langfristige Zusammenarbeit: Wir sprechen von den Nisthilfen, die mittlerweile bereits in vielen Panattoni-Projekten als fester Bestandteil unseres Nachhaltigkeitskonzeptes installiert worden sind.
Klausurtage, Bambus und China – wie passt das zusammen?
Die Nisthilfen sollten eine ideale Kombination aus Nachhaltigkeit, Qualität und Ästhetik darstellen. Der Anspruch war auf beiden Seiten sehr hoch. Während es Panattoni von Beginn an wichtig war, dass nicht nur das Produkt selbst, sondern auch alle Produktionszyklen und Materialien nachhaltig sind, so stellte die Umsetzung dieser Punkte zunächst eine echte Herausforderung dar: Schnell mussten die Projektpartner feststellen, dass sie mit ihren gemeinsamen Zielen ein Produkt anstrebten, das es so auf dem Markt bislang noch nicht gab. In intensiven Klausurtagen besprachen beide Seiten deshalb nicht nur wichtige bauliche Kriterien, sondern prüften auch alle geplanten Nachhaltigkeitsaspekte auf ihre Umsetzbarkeit.
Unmittelbar nach den ersten Gesprächen sahen die Projektpartner sich mit einem Problem konfrontiert, welches das Vorhaben vor eine extreme Herausforderung stellte: Die Bambusproduktion. Zu diesem Zeitpunkt schien es keine Möglichkeit zu geben, das für die Nisthilfen benötigte Material Bambus aus nachhaltigen Quellen zu beziehen. Ein Import aus China kam nicht in Frage. Mit den „Bambus Brüdern“ fanden die Manufaktur Bethel und Panattoni schließlich doch noch das ideale Match. Das deutsche Unternehmen baut nicht nur Bambus als Rohstoff ökologisch direkt in Deutschland an, sondern verfolgt in seiner Produktionskette auch einen komplett geschlossenen Kreislauf. Damit erfüllte der regionale Produzent alle Anforderungen und der Bau der Nisthilfen konnte starten.
Eine hochmoderne Biene sucht die perfekt organisierte Struktur
Bei der praktischen Umsetzung des Projekts erwies sich das fundierte Wissen des Biologen Lothar Adorf, einem langjährigen Mitarbeiter der Werkstatt Kracks, als äußerst gewinnbringend. Er beschäftigt sich bereits jahrelang mit heimischen Bienenkulturen und konnte sein Wissen daher mit großer Leidenschaft in das Projekt einbringen. Nicht jedes Insekt teilt sich die gleichen Ansprüche mit seinen nächsten Verwandten. So kommt es immer wieder vor, dass sorgfältig gebaute Nisthilfen im urbanen Raum unbewohnt bleiben. Sowohl die Auswahl und Verarbeitung der Materialien als auch die Größe der einzelnen Nisthöhlen sind wichtige Entscheidungskriterien für das Insekt.
Aufgrund des modularen Aufbaus lassen sich einzelne Baukästen an die Bedürfnisse regionaler Insektenarten anpassen. Gleichzeitig können einzelne Module je nach Abnutzungsgrad auch nachträglich ausgetauscht werden. Für den Bau verwenden die Mitarbeitenden der Manufaktur Bethel ausschließlich heimische Holzarten wie Lärche und Eiche. Ein überstehendes Satteldach aus Massivholz schützt die Insekten vor Starkregen. Auf eine Beschichtung des Holzes verzichten die Projektpartner bewusst – stattdessen vergraut das Produkt natürlich und entwickelt so einen eigenen Witterungsschutz. Mit all diesen Produkteigenschaften ist es der Manufaktur Bethel gelungen, die sehr hohen Anforderungen beider Seiten voll zu erfüllen. Aus dieser großartigen Zusammenarbeit ist ein zeitloses, nachhaltiges und langlebiges Produkt zur Stärkung heimischer Insektenarten entstanden.
Hier steckt die Liebe im Detail
Eine große Besonderheit der gemeinsam entwickelten Nisthilfen ist die kaum zu übertreffende Sorgfalt, mit der jedes einzelne Produkt gefertigt wurde. In jeder Nistwand ist nicht nur die Qualität, sondern auch die Liebe zum Detail sichtbar. Das ist auch deshalb möglich, weil sich die Mitarbeitenden der Werkstatt Kracks in festen Arbeitsabläufen ganz auf ihre individuellen Fertigungsprozesse konzentrieren können. Bei einem Besuch vor Ort wird schnell deutlich: Die Mitarbeitenden sind sehr stolz, Teil dieses außergewöhnlichen Arbeitskonzeptes zu sein und erfüllen ihre Aufgaben mit großer Freude und Detailreichtum. So steht ein Produkt aus der Manufaktur Bethel nicht nur für Qualität und Nachhaltigkeit, sondern auch für ein starkes Miteinander, Menschlichkeit und Nächstenliebe.
Durch das angelernte neue Wissen rund um die Nisthilfenproduktion hat sich für die Manufaktur Bethel ein neues Geschäftsfeld erschlossen: Mittlerweile sind 20 bis 25 Mitarbeitende dauerhaft mit der Fertigung von Nisthilfen für Panattoni beschäftigt, bei einer vereinbarten Produktanzahl von 15 Stück pro Jahr. Daneben vertreibt die Werkstatt Kracks Nisthilfen auf Anfrage auch für Privathaushalte.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.manufaktur-bethel.de